Montag, 29. Juni 2015

Ultreia! Ultreia! E sus eia! Deus adjuva nos.

Es geht voran, obwohl meine Tagesetappen wieder auf 40-60km geschrumpft sind. Es gibt aber auch so viel Schönes auf dem Weg. Manchmal beneide ich sogar die Fußpilger um ihre Langsamkeit. Sie bekommen einfach noch mehr mit. 
Morgen bin ich in Le Puy en Velay. Dort beginnen viele mit dem Jakobsweg.
Von dort sind es nur noch 280km bis Genf.

Das Wetter ist beständig schön und die Sonne brennt erbarmungslos. Es gibt wieder längere Siestas ...
Jetzt ist die Hängematte wirklich ideal. Denn Bäume hats genug und das Tarp brauche ich nicht aufspannen (ist etwas fummelig).


Auvillar


Ein kurzes Stück am Kanal im Tal der Garonne. Dieser Kanal verbindet das Mittelmeer mit dem Atlantik. Ich treffe auf viele schicke Hausboote.


Mein Zimmer bei Susanne und Jean Claude Talleux auf ihrem Bio-Ziegenhof. 
Ich habe den Kontakt über Warmshowers gefunden. Susanne ist deutsch und die beiden führen seit 30 Jahren mit viel Elan und Herzblut diesen Betrieb. 


Sie verkaufen ihren Käse bis nach Deutschland und Italien. Er ist wirklich fantastisch! Für alle die mehr wissen wollen: www.capribio.fr
(Der Hof ist übrigens zu kaufen. Hätte ich das nötige Kleingeld, wäre ich vielleicht gleich dort geblieben)
Vielen Dank für eure herzliche Gastfreundschaft!


Das wunderschöne Vale du Célé. Eines der Highlights in Frankreich. 


Künstlerhäuschen direkt am Fels


Hmmm lecker. Solche dicken Brennnessel-Buts finde ich selten. Peferkt fürs Müsli :)


Die wilden Pflaumen sind auch sehr köstlich und kostenlos. 


Diese Steinhäuser mit ihren schönen Gemüsegarten davor sind für mich das Inbild des einfachen Landlebens. Ein hoch auf die Selbstversorgung ;)


Conques. Ein historisches Dorf komplett aus Stein an einem steilen Südhang gelegen. Ein richtiger Kraftort!


Hier ist die Zeit stehen geblieben. Man hat wirklich das Gefühl im Mittelalter zu sein, wenn man so durch die engen Gassen wandelt. Wären da nicht die Touristen und ein paar Autos.


Das jüngste Gericht über den Toren der Kirche. Ich schlafe mit vielen anderen Pilgern in der Herberge der alten Abtei und werde gut verpflegt. Nach dem gemeinsamen Abendessen gibt es noch Gesang in der beeindruckenden Kirche. 
Das erste mal, dass ich auf meiner Reise an einem Gottesdienst teilnehme. 
Es war wunderschön und hat mich tief berührt. 


Estaing im Vale du Lot.


Was macht man mit 500g Erdbeeren die nicht bis zum Frühstück überleben? (Habe sie aus dem Container vom Netto "gerettet")
Richtig! Schokoladenfondue :)


Die Aubrac-Rinder. Benannt nach der Hochebene, wo ich gestern durchgefahren bin. Sehr schöne Tiere mit einer besonderen Zeichnung um die Augen. 


Das Aubrac liegt auf 1000-1300m. Weit und wildromatisch. Es wächst viel Eisenhut hier und es wird mit Kühen geweidet.


Am Abend. Endlich einen Lagerplatz  gefunden. 

Sonntag, 21. Juni 2015

La vie c'est belle!

Seit ein paar Tagen rolle ich nun durch Frankreich. Das Wetter ist super, fast schon etwas heiß, aber ich will ja nicht meckern nach der Durststrecke an der spanischen Nordküste. 
Die krassen Anstiege sind vorerst auch Vergangenheit. Es geht immer ein bisschen lauf und ab, gerade so das es nicht langweilig wird :)
80km pro Tag sind kein Problem mehr.
Nur noch gut 900km bis Bern. Denke dass ich in rund 2 Wochen dort ankommen werde.


Wetterspecktakel bei Zarautz


Kurz vor San Sebastian wird es plötzlich recht eng und es geht steil bergab, fein :)


Tapas in San Sebastian. Köstlich! 


Meine letzte Übernachtung in Spanien. Das kleine Dörfchen heißt Pasai und ich amüsiere mich mit dem internationalen Pilgerpublium vor der sehr schönen Herberge mit Blick aufs Meer. 


Die Atlantikküste in Frankreich ist nur noch halb so wild. Die Gesteinsschichten, die sich durch die Verschiebung der Kontineltalplatten zum Vorschein gekommen sind, faszinieren mich. Regina hat mir einiges darüber erzählt. 


In Biarritz. Das letzte Mal im Meer. Wer weiß, wann ich das nächste Mal eintauchen darf ...


Es geht über kleine Nebenstraßen durch pittoreske Dörfer. Das wahre oftmals nicht bekannte Frankreich. 


Auf der Suche nach einer Unterkunft lande ich auf einem Bauernhof, den ich fälschlicherweise für eine Herberge halte. Er heißt aber nur so (Ferme Auberge) ... die Frau meint aber, dass ich gerne in diesem kleinen Ferienhäuschen übernachten darf.
Wow, was für ein Luxus! Ich dusche, mache Wäsche und genieße den Abend.


Viele Wege führen nach ? 


Gestern wieder ein Wunder. Finde durch Zufall den wunderschönen Bioladen von Jean-Pierre, der gerade für die Mittagspause dicht mschen möchte. Er lädt mich zum Essen ein, danach gehen wir im See baden, backen eine riesige Chiche, kochen nebenbei noch die beste Aprikosen Marmelade (eine ganze Kiste ist gerade kurz vorm Schimmeln, also gerade perfekt für Konfitüre) 
Abends gehen wir noch aufs Dorffest.
Ein tolles Tag! 
Mein Französisch wird langsam auch besser.


Hier sitze ich gerade und schreibe :)



Dienstag, 16. Juni 2015

Baskenland

Seit gut 3 Tagen befinde ich mich im Baskenland. Kurz vor Bilbao liegt die Grenze. Immer noch Spanien, aber doch ist hier einiges anders. 
Die Sprache zum Beispiel. Sie ist mit keinem anderen bekannten Sprachstamm verwandt und schwer auszusprechen. Auf mich wirkt sie wie eine sehr rustikale Ursprache. Passt perfekt zur rauen und wildromantischen Landschaft.


Die erste Nacht mit Tarp und Hängematte (hier noch nicht im Bild) im Regen. Hat gut funktioniert, alles blieb trocken. 


Die Küste, meist recht steil aber immer grün. 


An den Flussmündungen liegen nette Fischerdörfer, oft auch mit Strand. Zum Baden lädt es bei 18 Grad und leichtem Nieselregen allerdings weniger ein.


Ich bleibe 2 Nächte in Getxo (sprich: Getscho) bei Regina. Sie kommt aus Berlin, lebt aber schon einige Jahre hier. Als wir noch eine Runde um den Block drehen, kommt doch tatsächlich noch die Sonne hervor. 


Am nächsten Tag fahre ich mit der Metro nach Bilbao. Ein bisschen durch die Stadt bummeln, Tapas essen (die heißen hier Pintxos (sprich Pintschos) und sind fantastisch. Und zwar überall, in jeder noch so schäbigen oder verranzten Bar. Die Baskische Küche ist weltberühmt und viele Restaurants haben hier Michelin-Sterne. Aber 150€ für ein Menü sind mir doch zu viel. 
Ich entscheide mich für Muscheln in scharfer Tomatensauce mit Knoblauch Kartoffeln und einem Thunfisch Salat. 
Klingt gar nicht so außergewöhnlich, war aber sehr lecker und optisch fein angerichtet.


Danach bin ich noch ins Guggenheim Museum. Dort gibts moderne Kunst (Jeff Koons, noch nie von dem gehört) und Architektur zu bewundern. Ist so ein must-see in Bilbao.


Nach gut einer Stunde im Museum bin ich allerdings nicht mehr aufnahmefähig und mache mich etwas gagga auf den Weg nach Getxo.


Am nächsten Tag geht es durch traumhafte Landschaft zurück an die Küste. 


Ein Beispiel für das Baskisch. Das war die Passhöhe, über die ich gestern fuhr.
Verzeiht mir das schräge Gesicht. So schlimm war der Anstieg nicht ...

2 neue Knäckebrot Kreationen:


Guacamole, darauf Paprikawurst mit Senf und Zwiebeln. Bombig-deftig!


Nachtisch-Dauerbrenner:
Tahin (Sesammus) mit Rosinen und Kürbiskernen.


Es sind nur noch knapp 100km bis zur franz. Grenze. Das Wetter hat sich leider nicht wirklich verändert, es kann also nur besser werden. 

Freitag, 12. Juni 2015

Zapfig und aweng feicht

Seit ich an der Nordküste bin, habe ich noch keinen einzigen Sonnenstrahl abbekommen. Aber keine Sorge, depressiv bin ich noch nicht. Konnte ja genug tanken bis jetzt :)

Im Gegenteil, ich hatte sehr schöne Erlebnisse die letzten Tage. Trotz Regen und Kälte. Meine Tageskilometer haben sich auf etwa 50 reduziert und ich habe, bis auf eine Nacht am Strand, wieder in Pilgerherbergen genächtigt.

2 davon waren privat und das waren die schönsten Unterkünfte in denen ich bis jetzt übernachten durfte. Beide Male gab es ein  gemeinsames Abendessen und es war super gemütlich. Habe mich wie zu Hause gefühlt. Bezahlung auf Spendenbasis, was ich sehr mutig und toll finde. (Natürlich habe ich angemessen bezahlt)

Hier ein Bilder von der Costa Verde:


Die rauhe Küste hat ihren eingenen Charme und erinnert mich an Irland, obwohl ich dort noch nie gewesen bin.


Ich fahre viel Asphalt, doch hin und wieder kann ich auch aug dem richtigen Camino fahren. Oft ist er zu unwegsam für das Fahrrad. 


In voller Regenmontur.
Am besten ist es jedoch untenrum nur mit Badehose. Regenjacke obenrum reicht bei den Temperaturen völlig aus. Den Tip hat mir Paul gegeben. Ich habe in gestern in einer Herberge getroffen. Wir sind 50 km zusammen im Regen gefahren (es verging wie im Flug und wir hatten mächtig Spaß) und dabei konnte ich das ausprobieren. Solange der Oberkörper warm bleibt ist alles gut.


Picknick mit Ausblick


Wunderschöne kleine Fischerdörfer


Die Herberge vom gestern Nacht. Es war wie ein Traum. Ein unglaublich geschmackvoll renoviertes und dekoriertes altes Haus :) totaler Wohlfühlfaktor.
Links im Bild, Paul mit dem ich gestern grfahren bin. Ein total netter Amerikaner, der heute versucht sein Fahrrad zu verkaufen um dann zu Fuß, mit einem echt kleinen Rucksack seine Reise in den Balkan! fortzusetzen.
Respekt! 

Jetzt sitze ich in Santander und habe mal wieder zu viel Essen eingekauft ... Da wünsche ich mir manchmal auch nur einen kleinen Rucksack und sonst nichts. Da kommt man nicht auf solche Ideen.

Es wird kalt, bald wird es wieder regnen und ich werde noch versuchen ein paar km zu machen, bevor ich nach der nächsten Herberge Ausschau halte.

Campen ist gerade echt Hardcore, vorallem wenn man selbst und die Ausrüstung nass sind. Das brauche ich Moment nicht. Klar schlägt es etwas aufs Budget, aber mehr wie 15€ habe ich bis jetzt noch gezahlt.




Montag, 8. Juni 2015

Hohe Berge und deftige Eintöpfe

Was für ein Tag gestern! 3 größere Anstiege (gut 1000hm zusammen) und 81km. Nun sitze ich in Oviedo bei bewölkten und doch recht zapfigen 18°. Es sind noch knapp 30km bis Gijon, das am Meer liegt.
Hier liegen die Temperaturen um gut 10 ° tiefer als im Inland. Dafür strotzt die Landschaft mit einem üppigen Grün. 

Ein paar Bilder der letzten Tage:


Einer der unzähligen römischen Brücken denen ich auf der Via de la Plata begegne


Zwischen Benavente und Leon entdecke ich viele Erdkeller, teilweise sogar Erdhäuser. Der lehmige Boden, ohne viel Grundgestein eignet sich wohl gut hier. Sehr spannend. 


Wieder eine prozige Kathedrale. Diesmal in Leon. Mit unzähligen Kilos an südamerikanischen Blut-Gold von den Inkas und anderen Hochkulturen. 
Aber das möchte hier keiner wissen ...
Die Ironie daran: Heute ist Spanien pleiter als pleite ...


Gestern morgen: Mein erster kleiner Pass. Nur 250m Anstieg von einem kleinen Bergdorf aus. Dafür auf sehr steilem und schlechtem Schotterweg.
Als Belohnung gibt's lecker Frühstück mit Ziegenjoghurt (für die Darmflora), Mango und Banane. Lecker!


Danach gehts nicht weniger steil wieder runter. Ich lasse Luft aus den Reifen und der Gabel. 


Hinten wars wohl etwas zu viel ... 2 Minuten später heißt es Schlauch wechseln. 


Zum Hauptpass geht es recht gemütlich durchs Tal hinauf.


Auf gut 1350m liegt die Passhöhe mit fantastischerm Panorama. Die Berge sind teilweise über 2000m hoch und es sind noch einige Schneefelder erkennbar. 


Danach geht es ziemlich steile Rampen bergab. Und zwar bis auf ca. 400m.
Die Bremsen halten sehr gut. Ich komme locker auf 60-70km/h! 
Die gut 100kg schieben doch ordentlich. 


Kurz vor Oviedo: Auf Nebenstraßen durch wunderschöne kleine Dörfer.


Heute aus der Reise Küche:

Wildkräuter Bohneneintopf


Die Zutaten:
  • Frische Wildkräuter (Brennnessel, Schafgarbe, Löwenzahn)
  • Zwiebeln und Knoblauch
  • Konserve mit Bohnen und etwas Schinken (ohne E Nummern!)
  • Konserve mit Erbsen
  • Kurkuma, Pfeffer, Salz und etwas Olivenöl



Erst die Wildkräuter mit Zwiebel und Knoblauch in etwas Öl andünsten


Dann die Konserven rein, etwas köcheln lassen und abschmecken. 

Fertig!

Sehr nahrhaft, würzig und reich an Eiweiß.
Ich vertrage es sehr gut. Rohkost ist gerade noch etwas schwierig.  
Geht auch völlig vegan, ohne das Fleisch. 

Heute geht es noch Richtung Gijon und dann weiter gen Osten der Küste entlang Richtung Frankreich. 
Ich werde wohl ab und zu in den Regen kommen. 
Möge es selten bleiben!