Sonntag, 26. April 2015

Tanger - Andalusien

Endlich komme ich mal wieder zum schreiben. 
Gerade in diesem Moment bin ich sehr dankbar auf Heikes und Dirks Couch zu liegen während es draußen in Strömen regnet und stürmt. Ein richtiger Couchgammel Sonntag. Eigentlich wollten wir an der Küste wandern, aber das ist nun ins Wasser gefallen. 

 Wie ich hier gelandet bin?
Heike habe ich bei Paru in der Wüste kennengelernt und danach noch einmal in Essaouira (diesmal mit Dirk) getroffen. Sie haben mich eingeladen und ich bin seit Mittwoch Abend bei ihnen und genieße es sehr.

Aber langsam ... ich war ja davor noch 4 Tage in Tanger. Dort hat es mir sehr gut gefallen. Die Stadt hat ein internationales Flair ohne völlig überlaufen oder modern-touristisch zu wirken. 


Die Altstadt thront über dem Meer und die architektonische Vielfalt verleiht den unzähligen Gassen etwas Besonderes. 


In den großen Kasbahs finden auch hin und wieder sehr schöne grüne Oasen.


In der Medina herrscht ein reges Treiben und überall bieten Händler und Bauern ihre Waren an. Das werde ich in Europa sehr vermissen ...


So sieht ein typischer Laden aus, in diesem Fall ein Herborist (Gewürz und Kräuterhändler).
Regale bis unter die Decke, jeder cm ist ausgenutzt. 
Hier habe ich mich noch mit Zimt, Pfeffer und Curcuma eingedeckt. Die Qualität ist unbeschreiblich. Ich habe noch nie so guten Zimt gehabt. Der Preis ist fast unverschämt niedrig ...


Ich bleibe 3 Nächte auf dem Campingplatz, die hier im Norden Marokkos deutlich teurer sind als im Süden. 


Der Blick von der Altstadt auf die Bucht. Im Vordergrund alte phönizische Gräber, die in den Fels gehauen wurden.


Am Dienstag stürmt es sehr und die Fähren setzten nicht über. Also bleibe ich noch eine Nacht.

Am Mittwoch klappt es und der Katamaran bringt mich in nur 40 Minuten auf den anderen Kontinent. 
Ich komme ohne Kontrolle durch den gut bewachten Zoll und starte bei strahlendem Sonnenschein Richtung Westen auf. Es sind noch ca. 30km bis zum Corticho wo Heike und Dirk wohnen und ich machen noch einen Stop auf der sog. Schweinewiese und lasse mir die Sonne auf den Pelz scheinen. Dabei handelt es sich um eine große Wiese direkt hinter einem riesigen Sandstrand wo vor allem im Winter unzählige Camper, Busse und sontige mobile Wohnungen "wild" stehen. 


Die 4km lange Piste zum Anwesen ist gesäumt von einem wunderbaren Blütenmeer.


Am Donnerstag machen wir eine Strandwanderung. Wir sind fast alleine unterwegs, abgesehen von den Kühen die hier auch auf den Strand dürfen und einem angeschwemmten, toten Wal.
Das Picknick ist trotzdem lecker und es gibt viele schöne Steine und Muscheln zu bewundern. 

Hier im schönen Korkeichenwald, etwas oberhalb des Dorfes Facinas holen wir frisches Quellwasser.


Heike und Dirk, gestern in Tarifa. 


"Beweisfoto" vom südlichsten Punkt des europäischen Festlandes.


Wir bummeln noch durch die nette Altstadt und essen sehr lecker Thunfisch und Tapas und genießen das Leben :)

Wie geht's weiter? 
Je nachdem ob mein Bruder Roman zustoßen und mich begleiten wird, bleibe ich noch in dieser Region und warte auf ihn oder reise im Laufe der Woche weiter.

Die Via de la Plata reizt mich sehr. Die alte Römerstraße geht durchs spanische Hinterland von Sevilla bis an die Nordküste. Es gibt sogar eine fixfertige GPS Route fürs Fahrrad mit viel Feldwegen und Nebenstraßen. Perfekt!

Portugal kenne ich ja schon ein bisschen. Und mit Küstenstraßen habe ich bis jetzt ja wenig Glück gehabt ...








Samstag, 18. April 2015

Nordwind

Es ist soweit.
Morgen um 6:15 geht mein Bus Richtung Tangier.
Wie es dazu kommt?

Die letzten 140km bzw. 2,5 Tage hatte ich ununterbrochenen Gegenwind mit Geschwindigkeiten von 20-40 kmh. Dazu kamen gut 1000hm auf 100km Küstenstraße. Es geht dauernd bergauf, bergab. 
Der Wind ist teilweise so stark, dass ich bei Vollstoff nur knapp 10kmh in der Ebene schaffe.
Das machen auch die schönen Aussichten nicht wett.

Heute Mittag bin ich in Safi angekommen. Der Wetterbericht sagt für die nächsten 10 Tage starken Nordwind an der gesamten Atlantikküste voraus. 
Darauf hab ich nicht unbedingt Lust ...

Also geht es morgen über Casablanca nach Tangier. 30€ inkl. Fahrrad kostet mich der Spaß. Ist okay für 10 Std.  Busfahrt. 

Die Atlantikküste hat laut Reiseführer eh nicht viel zu bieten. Außer man möchte sich die Milionenstädte mit Slums und Industrie geben. Im Inland gibt es keine vernünftige alternative Route.

Aber genug gejammert :)
Noch ein paar Impressionen von den letzten Tagen:


Der ruhige Surferstrand in Sidi Kaouki. Hat mir gut gefallen. Kaum Touristen und für marokkanische Verhältnisse relativ sauber.


Ein Surferlager mit Restaurant und Bar im Obergeschoss.  Sehr chillig. 

Am nächsten Tag besuche ich noch Nadine und ihren Freund, die ganz in der nähe ein stattliches Anwesen haben. Nadine zeigt mir stolz ihre Permakulturprojekte im Garten. Gegen Nachmittag breche ich Richtung Norden auf. Nach 30km schlage ich mein Zelt im Wald nördlich von Essaouira auf und hoffe das der Wind morgen nachlässt ....


Pustekuchen! Der Tag beginnt Wind und endet mit Wind. Dazwischen genieße ich meine erste Tintenfisch Tajine. Sehr lecker und gar nicht gummig oder glibbrig wie ich erst dachte. Dafür etwas teurer (7€) als ne normale Tajine.


Auch das Meer tobt wild. Baden nur was für lebensmüde. Schön anzusehen ists dennoch. 
Gegen Abend wird es sehr zäh und erst um 8 Uhr (nach 80km!) finde ich ein Wäldchen fürs Nachtlager. Die sind hier ganz schön Mangelware und es ist teilweise echt schwierig einen ungestörten Platz zu finden. 


 Habe mir in Safi ein Hotelzimmer genommen. Der Camping hätte 5€ gekostet und noch 2km weiter außerhalb gelegen. Für das Zimmer mitten in der Innenstadt zahle ich nur 8€ und bin morgen fix am Busbahnhof ohne noch das Zelt abbauen zu müssen. 

Ich bin fix und fertig ...

Gute Nacht.






Dienstag, 14. April 2015

Waldsehnsucht

Der Permakulturgarten ca. 45min südlich von Marrakesch von Philomena und ihrem Gärtner Frédéric ist einmalig. 
In einem Olivenhain hat Frédéric ganze Arbeit geleistet und baut Gemüse und Kräuter an. Den sehr schweren Lehmboden versucht er mit viel Mulch, Kompostgaben und speziellen Komposttees mit Pilzkukturen aufzubauen. Er hat viel Wissen, leider können wir uns nicht lange austauschen. Aber vielleicht komme ich ja wieder.
Danke an Philomena, dass ich das Projekt besuchen konnte. Es war sehr inspirierend.


Löwenzahn und andere Kräuter wachsen hier zwischen den Oliven. 


Hier entsteht der fantastische Wurmkompost.

Ich gönne mir noch einen Tag Pause auf dem Camping und genieße den Pool :)
Dann gehts durch Marrakesch, was ich, bis auf die engen Gassen mit all dem Trubel und den kleinen Läden in der Altstadt, eher unspektakulär fand, Richtung Westen nach Essaouira. 


Die Straße ist breit, schnurgerade und bald darauf 2 spurig. Die Landschaft wechselt von der intensiv bewirtschaften Zone um Marrakesch bald in einige immer kargere und trockenere Landschaft. 

Erst gut 30km vor der Küste wird es wieder interessanter. Leichte Hügel mit Argan und Olivenbäumen lassen ein bisschen Toscanafeeling aufkommen.


Kurz vor Essaouira schlage ich mein Zelt in einem märchenhaften Tujenwald auf. Mein erster richtiger Wald seid den Kanaren. Habe ihn schon sehr vermisst und freue mich schon auf die Wälder Europas :)


Am nächsten Tag gönne ich mir ein "Luxus" Menü (8,50€) in der schönen Medina von Essaouira. Das ist übrigens die Vorspeise! Ziegenfrischkäse mit Erdbeeren.
 Ich nehme den einzigen Campingplatz in der Stadt. Zum Glück nur eine Nacht. die Klos und Duschen sind eine Zumutung. Dort treffe ich 4 Motorradfahrer die mich am Tag davor überholt hatten. Ich konnte meinen Augen nicht ganz trauen, als ich erkannte, dass eine Maschine von einer anderen mittels Spanngurt abgeschleppt wurde.
Der XT ist im Süden Marokkos die Kupplung verreckt und seid dem wird sie von einer AfricanTwin gezogen und das noch 800km bis zur Fähre nach Spanien. Ersatzteile gibts hier keine.... 

Am nächsten Tag treffe ich Christine, Heike und ihren Freund. Wir schlendern am Strand entlang und Heike zeigt mir noch den Fischereihafen. Hier bekommt man alles was da so vor der Küste schwimmt. Die Boote sind noch klassisch aus Holz und man kann diese Handwerkskunst in der offenen Werft bewundern.


Ich bleibe 2 Nächte bei Christine und morgen mache ich noch einen Abstecher nach Sidi Kaouki bevor ich endgültig Richtung Norden starte.
So langsam sehne ich mich nach Wäldern und ungestörter, sauberer Natur.

Noch sind es 800km bis nach Tanger ...







Montag, 6. April 2015

Auf und Ab

Nach der sehr erholsamen Nacht in der wunderschönen Herberge von Khadija und Andi, dem leckeren Frühstück und einer Stallvisite bei ihren Kühen, schwinge ich mich wieder auf meinen Drahtesel.


Langsam und in einem steten auf und ab schlängelt sich das lochrige Asphaltband durchs grüne Tal. Diese Strecke wurde erst vor ein paar Jahren asphaltiert, in den Dörfern entlang des Flusses ist die Zeit stehen geblieben. 


In diesen Gärten auf über 1500m wachsen Oliven, Feigen, Mandeln und natürlich Getreide und Gemüse. Die Menschen haben nicht viel Geld, doch wirken sie sehr zufrieden und gesund. Nur die Kinder betteln mich oft an. Sie wollen Stylo (Kugelschreiber), Bonbon oder Dirham. Kann es ihnen nicht ganz übel nehmen, aber es gibt nix.


Gut 20km vor der Passhöhe finde ich einen schönen Platz für die Nacht. Auf dem Weg dorthin ist mir kurz das Herz in dir Hose gerutscht, als ich meinen ersten Skorpion sehe. Er ist etwa 10cm groß! Was für ein Gerät.


Es gibt Guacamole mit scharfen Oliven und frischem Fladenbrot aus dem Holzofen inkl. grandiosem Panorama.


Das Wetter ist klar und nach einem dicken Pot Müsli gehts weiter Richtung Pass. 4km vor der Passhöhe komme ich auf die eigentliche 2 spurige Hauptstraße. Hier ist mehr Verkehr (dauerhupende LKWs und abenteuerliche Überholmanöver inkl.) und auch mehr Wind.
Bei 2260m ist Schluss und es geht bergab.  Yeah :)


Der kalte Gegenwind bleibt, also packe ich mich ordentlich ein. Die Aussicht ist fein, im Hintergrund die 3000er.



Nach 20km komme ich in eine Wolkenschicht und es fängt an zu nieseln. Am Anfang bin ich froh über die Frische und das viele Grün, doch es hört nicht auf und die Sicht wird schlecht. Ich packe Rücklicht und Stirnlampe aus. Einige Marrokaner kommen aber nicht auf die Idee, das Licht in ihren Fahrzeugen einzuschalten ...


Gegen Abend bin ich ziemlich druchgefrohren und habe wenig Lust in diesem nassen Niesel noch einen Zeltplatz zu suchen. Also nehme ich das nächstbeste Hotel an der Straße. Für 15€ bekomme ich ein Zimmer. Im Zimmer nur das Bett, das Waschbecken läuft aus und die Klospühlung geht nicht wirklich. Marokko halt ... aber besser als draußen im Regen.

Heute morgen gehe ich die letzten 50km bis Marrakesch ruhig an. Es wird bretteleben und es bleibt wolkig.
Ich überlege mich gleich in der Stadt ein zu quartieren, entscheide mich aber dennoch dem Campingplatz 13km östlich zu versuchen.


Volltreffer! Der Platz ist ein wunderschöner Garten und sehr luxuriös. Es gibt hier auch Suiten, Luxuszelte ein Restaurant und einen großen Pool.
Nachdem ich dem sehr netten Betreiber meine Geschichte erzähle, zeigt er mir stolz den Bio-Gemüsegarten, die Hühner und das Gelände.


Am Schluss meinte er noch, dass ich solange bleiben könne wie ich will. Er lädt mich ein! Er findet es sehr mutig was ich da mache und möchte mich gerne unterstützen. Er lässt mir noch Eier von seinen Hühnern bringen.

Das nenn ich mal frohe Ostern!

Alamdulillah

Freitag, 3. April 2015

es rollt wieder!


Nach 2 Wochen bei Paru in der Wüste mach ich mich vom Acker. Der kühle Norden ruft.
Auch hier nochmal ein herzliches Dankeschön an Paru, Mohamed, Mbarak und Brahim. Es war eine schöne Zeit, ich habe es sehr genossen. Möge die Tomaten gedeihen und der Kompost gut verrotten. Inshalla


Nach 80km in der brutalen Hitze finde ich in Zagora den bisher schönsten Campingplatz. Es gibt viel Schatten und einen Tisch mit Stuhl (sehr praktisch! )


Auch am nächsten Tag bleibt es heiß und die Siesta unter dem Baum wird lang. Zwischen 12 und 16 Uhr ists kaum möglich zu fahren. 


Die Strecke ab Zagora läuft fast immer am Oued Draa entlang. Dieser Fluss zieht sich wie ein grünes Band aus Oasen durch die karge Steinwüste. Ich komme an wunderschönen Gärten vorbei. Zwischen den Palmen finden sich hier auch Mandeln, Feigen und Aprikosenbäume. Darunter wächst meist Getreide, manchmal auch Gemüse. Waldgärten wie aus dem Bilderbuch


Ein Blick zurück auf Agdz ins Draa-Tal.


Nach der Passhöhe von 1700m geht es runter und bald taucht Quarzazat auf. Im Hintergrund sind bereits die schneebedeckten Gipfel des hohen Atlas zu sehen. Der Anblick rührt mich sehr, ich muss natürlich an die Alpen denken ... 

Nachdem ich im ersten Supermarkt seit den Kanaren völlig überteuerte Haferflocken gekauft habe, verlasse ich schon bald die Filmstadt und mache mich auf nach Ait Ben Haddou.
Dort hat mir Gönna die Herberge von Andi und Khadija empfohlen. 

Wolken ziehen auf und ich bin ihnen sehr dankbar.


Auf dem Hügel liegt die Ksar, das alte Dorf. Es ist mittlerweile Weltkulturerbe und viele Touris kommen deswegen hierher. 

Hier bleibe ich heute Nacht, morgen gehts weiter Richtung Marrakesch. 180km und 3500hm sagt das GPS. 

Am Dienstag treffe ich Philomena, sie hat einen Permakulturgarten etwas außerhalb von Marrakesch und ein Riad in der Stadt.